Alphornbauer – Suissewood Alpensax

Simon Keller spielt seit sieben Jahren Alphorn. In dieser Zeit stiess er im Internet zufällig auf das Bild eines Alpensax und war sofort fasziniert. Bald machte er sich daran, sein eigenes Instrument zu bauen. Er zeichnete Pläne, ein Arbeitskollege half ihm bei der Programmierung der CNC-Files, Roland Zahner fräste die Rohlinge. Als gelernter Werkzeugmacher übernahm Simon den Finish. Nach 120 Stunden Arbeit war Modell 1.0 fertig. Es folgte die Ernüchterung: das Instrumente intonierte nicht richtig – ein „Bock“, wie er sagt. Es wäre wohl das Ende seiner Alphornbauer-Karriere gewesen, hätte ihm nicht ein Freund den Auftrag für eine verbesserte Version erteilt. So machte sich Simon nochmals über die Pläne, passte insbesondere den Verbindungsbogen an, der zuvor wegen der Buchsen zylindrisch verlaufen war. Und siehe da: Modell 2.0 begeisterte.

Nun versucht Simon sich mit der Produktion des Alpensax ein zweites Standbein aufzubauen – heute hat er noch ein 100%-Pensum in einem Ersatzteillager. Er hat bereits erfahren, dass es Durchhaltewillen braucht, um seine Marke „Suissewood“ im Markt zu etablieren. Auch finanziell ist die Sache ein Abenteuer: Kosten für Maschinen und Rohstoffe, Zulieferer für Buchsen und Taschen, Mietkosten für die Werkstatt. Um effizient produzieren zu können, stützt er sich auf seinen Bekanntenkreis. Zentral bleibt der Alphornbauer Roland Zahner, mit dem er auch in der Formation Oklahoma Alphorner regelmässig spielt. Ein anderer Freund fräst die Rohlinge mit einem Kuka-Industrieroboter. So bleiben Simon noch etwa 60-65 Stunden eigene Arbeitszeit pro Instrument. Bei meinem Besuch im Januar 2023 hatte er Baunummer 9 fertiggestellt (und verkauft).

Optisch wirken die Alpensax frech und cool. Im Gegensatz zu einem Alpophon mit seinen zwei (langen) Teilrohren hat das Suissewood-Instrument vier relativ kurze Teilrohre und ist somit etwa gleich gross wie ein Bariton-Saxophon. Bei der Aufteilung der Rohrlängen liess sich Simon von seinem ästhetischen Empfinden leiten, wobei der erste Bogen zwischen F- und Fis-Stimmung via gold-eloxierte Buchsen ausgetauscht werden kann. Mit einer Wandstärke von 7mm wiegt das Alpensax 3kg und kann so mit oder ohne Tragegurt gespielt werden. Becher und Rohre sind aus Fichtenholz, das Simon bei Roland Zahner bezieht. Fässchen, Ring und Bögen fertigt er aus Nussbaum. Das Design des Fässchens gleicht demjenigen von Zahner. Alle Teile sind innen und aussen mit einem 2-Komponenten-Lack behandelt. Die Verarbeitung ist tadellos.

Beim Testspiel fühlte ich mich vierzig Jahre jünger – ich habe in meiner Jugend einige Jahre Saxophon gespielt. Die Möglichkeit, sich beim Spielen zu bewegen vermittelt ein neues Spielgefühl. Es lädt geradezu ein, rotzig und rollig zu blasen. Wie bei einem Saxophon hält man das Instrument rechts am zweiten Teilrohr und mit der linken Hand etwa 30cm vom Mundstück entfernt; wer sein Horn normalerweise weit oben festklammert und gegen die Lippen drückt, wird womöglich mit der Stabilität des Ansatzes zu kämpfen haben. Durch die Nähe zum Becher hört man auch ein sehr direktes und ehrliches Feedback aus dem Instrument. Der Sound des Alpensax hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die tieferen Register entwickeln ein volles Volumen und reiche Obertöne. Die Töne sprechen gut an und das Instrument erlaubt ein bewegliches Spiel. Dank dem etwas erhöhten Gegendruck lässt sich die Dynamik gezielt dosieren. Bei der Intonation sind aufgrund der Windungen Kompromisse unvermeidlich. Mit einem Kontrollblick auf den Tuner konnte ich jedoch, ausser dem etwas tiefen c1, alle Töne ohne allzu grosse Korrekturanstrengungen sauber intonieren. Simon stimmt seine Instrumente auf a1=440Hz.

Ein Alpensax bei Suissewood inklusive Tasche, F- und Fis Bogen und Haltegurt kostet 4’908 CHF. Simon zielt damit auf ein Kundensegment abseits von den Traditionalisten. Die Mehrheit seiner bisherigen Kunden sind Frauen; von der letzten 3er Serie gehen zwei Instrumente an bekannte Alphornisten in den USA.

Fazit: Ein junger Wilder in der Alphornbauer-Szene, der sich mit einem unkonventionellen Konzept eine Nische im Markt erobern möchte. Gerade für AlphornlehrerInnen (Distanz) und BühnenmusikerInnen (Platz) eine sehr interessante Alternative.

Hier noch ein paar Eindrücke:

2 Kommentare

  1. Habe diese schönen Instrumente getestet.
    Sie blasen sich elegant, klangschön, virtuos und wendig. Die Intonation ist sehr gut, sowohl in der Stimmung Ges als auch F. Die Fertigung ist makellos. Gern empfehle ich diese Instrumente weiter.

    Henrich Schäfer, Hornist der NDR RADIOPHILHARMONIE, ALPHORN HANNOVER

  2. Hallo, mein Name ist Bernhard Kückmann.
    Ich spiele seit zwei Jahren ein Büchel und bin auf der suche nach einem Holzinstrument mit Ventilen in B
    Kannst du mir weiter helfen ?

    Gruß Bernhard

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