Alphornbauer – Bugada

Aldo Bugada ist gelernter Schreinermeister. Zusammen mit seinem Bruder führt er einen mittelgrossen Familienbetrieb in vierter Generation. Hauptsächlich stellen sie Schränke, Tische, Türen und Fenster her. Bei meinem Besuch sah ich auch eine Reihe von alten Kirchenbänken, die in der Falegnameria Fratelli Bugada fachgerecht restauriert werden. Als er 2014 zusammen mit seiner Frau mit Alphornblasen begann, stellte sich deshalb die Frage, ob er sich ein Alphorn kaufen oder selbst eins bauen soll. Er entschied sich, den Versuch zu wagen. Rund eineinhalb Jahre später war die erste Serie von zehn Alphörnern fertiggestellt.

Aldo hat seine Alphörner von Grund auf selber gezeichnet. Konstruktive Rückmeldungen erhielt er von bekannten Alphornspielern im Umfeld des Nendaz Festivals – vor allem von Arkady Shilkloper und Olivier Brisville, später dann auch Robert Scotton. Von Shilkloper kam unter anderem die Idee mit den Schraubverbindungen. Über die Zeit hat Aldo auch die Mensur verbessert. Die Bugada-Alphörner werden im Familienbetrieb gefertigt; ein junger Mitarbeiter erledigt Schleif-Arbeiten und unterstützt Aldo beim Umwickeln mit Pedigrohr. Mensur und Becher werden mit CNC gefräst. Dabei kommt eine sehr imposante Maschine zum Einsatz, die auf den Tausendstel-Millimeter genau arbeiten könnte. Aldo streicht aber hervor, dass diese theoretische Genauigkeit bei der Arbeit mit Holz illusorisch sei. Auch kleine Abweichungen beim Drehen der Rohre und unterschiedliche Maserungen führten dazu, dass jedes Alphorn leicht anders intoniert und klingt.

Die Bugada-Alphörner sind gewickelt und vollständig in Fichte gebaut. Das Holz dafür bezieht Aldo bei Florinett im Engadin und aus den Dolomiten. Bei meinem Besuch hatte er auch ein Alphorn in Red Cedar in Auftrag. Seine Wandstärke liegt bei 6-6.5mm. Becherrand und Fässchen sind schlicht gestaltet. Auf dem hübschen Ring am Ende des Pedigrohrs ist ein Schweizer und Tessiner Wappen eingelassen. Bei den von mir ausprobierten Instrumenten waren die Füsschen noch leer – bei der Fertigstellung wird dort der Name des Kunden eingraviert. Auch die letzte Lack-Schicht aussen wird noch je nach nach Kundenwunsch glänzend oder matt aufgetragen; innen sind die Alphörner geölt.

Besonders auffällig ist die vierteilige Bauweise mit Schraubverbindungen. Die goldeloxierten Buchsen werden mit mehreren Umdrehungen ineinander geschraubt; ein Gummiring dichtet zusätzlich ab (in der Foto unten fehlt dieser Ring noch).

Ich konnte bei meinem Besuch zwei Alphörner ausprobieren. Dank der winterlichen Aussentemperatur verschob sich die Stimmung von a1=442hz auf die magischen a1=432hz. Auf der entsprechend angepassten Tuner-App schien die Intonation in sich recht gut zu stimmen. Sofort aufgefallen ist mir das geringe Gewicht von 2.5kg. Die geringe Masse macht sich beim Spielen wie erwartet bemerkbar: sehr beweglich, im Klang brilliant (vielleicht etwas trocken), leichte Ansprache, dafür in der Dynamik und Tonstabilität stark abhängig von einer präzisen Kontrolle und Luftführung. Aldo baut das Fässchen mit einem etwas flacher verlaufenden Konus. Ich musste deshalb statt mit meinem gewohnten Mundstück auf einem seiner Ebenholz-Mundstücke spielen. Wahrscheinlich erklärt dies, weshalb ich ganz in der Höhe (ab h2) einige Mühe hatte. Dafür sprachen die tiefen Register, inklusive Pedalton, sehr gut an.

Aldo baut pro Jahr eine bis zwei Zehnerserien. Vor dem letzten Schliff lagert er seine Alphörner wie einen guten Wein für sechs Monate. Kunden können diese Hörner bei ihm ausprobieren; die Fertigstellung (matte oder glänzende Lackierung, Gravur des personalisierten Füsschens) erfolgt dann innerhalb von 3-4 Wochen.

Der Preis eines Bugada-Alphorns inklusive Tragtasche und Mundstück beträgt 4’100 CHF. Für die Stimmung in F bevorzugt er Verlängerungen – die kurzen Zusatzrohre passen so in die handliche Tasche des vierteiligen Horns und ein Stimmungswechsel während eines Konzertes ist damit bequemer. Seine Hörner verkauft Aldo natürlich im Tessin, aber auch in der Deutschschweiz und nach Frankreich. Seit dem Besuch des Tamagawa Alphorn Clubs im Rahmen des Dokumentarfilms „Banzai Schweiz!“ (auf Playsuisse nur in der Schweiz oder via VPN) besteht auch eine besondere Beziehung zu Japan; die wegen Corona abgesagte Promotionsreise nach Japan soll nächstes Jahr nachgeholt werden.

Aldos Website wird zur Zeit überarbeitet. Ein alternatives Porträt gibt es hier. Unten noch einige Eindrücke von meinem Besuch im Februar 2023.

Fazit: Die vierteilige Konstruktion mit Schraubbuchsen hebt dieses leichte und bewegliche Alphorn aus dem Tessin von der Masse ab.

Youtube Video: Deutsche Untertitel verfügbar (evt. in Youtube aktivieren)

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