Alphornbauer – François Morisod

In Lavey-Village, am süd-östlichen Zipfel des Kanton Waadt, baut François Morisod seit über zwanzig Jahren seine Alphörner. Michel Gaugaz aus Aigle (hier in einem Video der TVRL zu sehen) hatte den Schreiner und Holzbildhauer damals um Unterstützung gebeten und ihn dann in die Grundlagen des Alphorns eingeweiht. Dadurch eröffnete sich für François die für ihn völlig neue Welt der Musik. Die Herstellung von Holzskulpturen, wie auch allgemeine Schreinerarbeiten, ist über die ganze Zeit ein Standbein geblieben – diese künstlerische Ader spürt man, wenn man ihm in seinem Ausstellungsraum begegnet.

François stellt seine Alphörner grösstenteils von Hand her. Wegen Rückenproblemen hat er sich vor kurzem eine kleine CNC Maschine angeschafft, mit der er die groben Fräserarbeiten erledigt. Er betont aber, dass er die letzten paar Millimeter immer noch von Hand heraushobelt. Zur Illustration seiner Arbeitsschritte hat er in seinem Ausstellungsraum Alphörner in unterschiedlichem Fertigungsgrad ausliegen. An einem Alphorn arbeitet François insgesamt gut zwei Wochen. Das Holz stammt aus dem Pay d’en Haut oder dem Jurabogen zwischen Neuchâtel und dem Forêt de Risoux. François legt Wert auf Mondholz; er beklagt, dass viel Holz aus kommerziellen Gründen nicht mehr im Winter geschlagen wird.

Die gewickelten Morisod-Hörner wirken optisch traditionell. Aufgefallen ist mir, wie der Konus des Rohrs im untersten Teil deutlich zunimmt – diesen „Knick“ schnitzt er auch in die Mensur. Um die neuralgische Stelle bei der Verbindung am Becher zu entlasten, hat er seinen Fuss besonders massiv gestaltet. Die anderen Details wie Becherringe und Fässchen präsentieren sich schlicht. Die Hörner sind innen und aussen lackiert. Je nach Holz und Kundenwunsch baut François seine Alphörner mit einer unterschiedlichen Wandstärke. Unkonventionell hat er die Verbindungen seiner ungewickelten Alphörner gestaltet: zwischen zwei eingefrästen Doppelbringen wickelt er ein kurzes Stück mit Pedigrohr (siehe Foto unten). François verziert seine Becher sehr gerne; neben feinen Malereien mit unterschiedlichen Motiven bringt er auch kunstvolle Schnitzereien an (siehe hier).

Bei meinem Besuch im April 2023 habe ich vier seiner Alphörner (drei ungewickelte und ein gewickeltes) ausprobiert. Die Instrumente waren in Verhalten und Intonation sehr ähnlich. Eines der gewickelten Hörner hatte versuchsweise Buchsen aus dem 3D-Drucker – vielleicht klang es deswegen etwas trockener. Bei der Intonation konnte ich keine grossen Probleme feststellen. Die Ansprache war ordentlich. Im Vergleich zu dünnwandigeren Alphörnern brauchen sie etwas mehr Druck, sind dafür aber im Ton über den gesamten Dynamikbereich stabil. Bindungen gelingen auf diesen Instrumenten sehr gut, schnelle Staccato-Stellen etwas weniger. Am Schluss versuchte ich mich noch an zwei seiner Spielerein: den Trombobüchel (ein Büchel in Form einer Posaune) und das Susacor (ein Alphorn in Form eines Susaphons). Vorallem das Susacor war zum Spielen sehr amüsant. François betont jedoch, dass sich dieses kompliziert herzustellende Instrument kaum kostendeckend verkaufen lässt.

Ein Morisod-Horn inklusive Mundstück und Tragtasche, aber ohne Verzierung, kostet 3’500 CHF. Die jährlich etwa 15-20 Instrumente verkauft Francois vorallem in der französischen Schweiz, vereinzelt aber auch bis nach Übersee. Sein Sohn ist gelernter Schreiner und überlegt sich, in das Alphornbauer-Business einzusteigen. Auf der Website von François Morisod findet man weitere Information zu seinen Alphörnern, Skulpturen und Holzarbeiten, sowie mehrere Videos. Unten meine eigenen Eindrücke.

Fazit: Ein gutmütiges Allround-Alphorn, das sich vor allem durch die kunstvollen Verzierungen abhebt.

Youtube Video: Deutsche Untertitel verfügbar (evt. in Youtube aktivieren)

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