Zu Besuch beim Matsumoto Alphorn Club

Im April 2024 konnte ich endlich meine seit vier Jahren geplante Asienreise antreten. Ich hatte einen ersten Kontakt zum Matsumoto Alphorn Club anfangs 2020 geknüpft, da mich interessierte, wie das Alphornwesen in Japan gepflegt würde. Doch dann kam die Corona-Pandemie dazwischen.

Nun war es also soweit. Matsumoto liegt am Fuss der japanischen Alpen in der Provinz Nagano. Es gibt einige landschaftliche Ähnlichkeiten mit Gegenden im europäischen Alpenraum.

Ich wurde am Bahnhof von zwei Angehörigen des Alphorn Clubs willkommen geheissen. Bei einem Essen in einem typischen japanischen Restaurant wurden Pläne geschmiedet. Vor dem angesetzten Workshop am Wochenende blieben zwei Tage, um die Region kennen zu lernen. Meine Gastgeber führten mich in wechselnder Besetzung herum und zeigten mir u. a. die Burg Matsumoto, eine Zeremonie in einem buddhistischen Tempel, einen Shinto-Schrein in den Bergen hoch über Nagano sowie das Bergdorf Togakushi mit fantastischer Sicht auf die verschneite Gebirgskette.

Die Alphörner waren meistens dabei, und an geeigneten Orten wurde dann auch gespielt, mal im Duo, mal im Trio oder Quartett.  Die Tage endeten jeweils in einem Spezialitäten-Restaurant. Ich lernte in fröhlicher Runde diverse japanische Speisen kennen und schätzen: Sukiyaki, Yakitori, Okonomiyaki und mehr, dazu wurde reichlich Bier und Sake gereicht.

Am Wochenende folgte der zweitägige Workshop. Zu Beginn wurde ich begrüsst mit einem Vortrag meines Stücks «Bellavista» durch den Gesamtchor. Der Matsumoto Alphorn Club hatte Delegationen aus befreundeten Alphornclubs der Umgebung eingeladen, die sich musikalisch je mit einem Stück vorstellten. Dank dem schönen Wetter konnten wir den Workshop grösstenteils im Freien durchführen. Der Wunsch der Organisatoren war, dass ich anhand meiner Kompositionen (welche die Teilnehmer in Voraus eingeübt hatten) Hinweise zu Klang und Gestaltung geben würde. Es stand sogar eine Übersetzerin zur Verfügung, die meine Kommentare ins Japanische übertrug.

Ich wechselte ab zwischen Mitspielen und Dirigieren. Der Leiter des Matsumoto Alphorn Clubs, Masao Ishizone, dirigierte mit viel Engagement. Er erkundigte sich immer wieder nach meiner Meinung, wie einzelne Stellen gestaltet werden sollten oder wie er seine Einsätze geben sollte.

Ich war beeindruckt von der Seriosität, dem Fleiss und dem bläserischen Niveau der Workshop-Teilnehmenden, darunter erfreulich viele Frauen und einige Jugendliche. Meine Hinweise bezüglich alphorngemässer Interpretation (Agogik, Dynamik, Dramaturgie) wurden respektvoll beachtet und flossen direkt in das Spiel ein.

Das Repertoire der japanischen Alphornszene ist geprägt von den gängigen Stücken der traditionellen Schweizer Literatur wie z. B. dem «Berner» oder dem «Engelberger Echo». Auf meine Nachfrage hin wurden mir doch auch einige Stücke japanischer Herkunft präsentiert, die melodisch ganz gut gelungen waren. Indes schien mir der mehrstimmige Satz oft noch etwas unbeholfen.

Der Workshop endete am Sonntag unter blühenden Kirschbäumen in einem Park. Im abschliessenden Konzert wurde das Erarbeitete gut umgesetzt. Es war eine Ehre, meine Eigenkompositionen in diesem Rahmen erleben zu dürfen. Dazu war ich sehr zufrieden über die beachtlichen Fortschritte im Ensembleklang und in der Interpretation, die in diesen zwei Tagen dank dem aufmerksamen und willigen Mitmachen der Beteiligten erzielt werden konnte.  Sie schätzten offensichtlich meine Kommentare und Verweise auf die schweizerische Alphorntradition und zeigten sich hoch erfreut über meinen Besuch. Ich bin meinen neuen japanischen Alphornfreunden in Matsumoto überaus dankbar für ihre Gastfreundschaft und hoffe insgeheim, dass sich in der näheren Zukunft erneut eine Gelegenheit zum gemeinsamen Alphornspielen ergeben werde.

Kompositionen für Matsumoto

OpusAnnumVoces
Matsumoto no omoide20243
Matsumoto-jou20243
Sakura no shita no arupuhorun20243
Tomodachi ni kanpai!20243

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